Der Fall Schorndorf             

 
             
 

In den 90iger Jahren baute die Stadt Schorndorf für die Unterbringung von Asylbewerbern durch die städtische Wohnbaugesellschaft Schorndorf (SWS) ein großes und direkt am Stadteingang gelegenes Gebäude. Nachdem später der Landkreis Rems-Murr als Mieter beschlossen hatte, die Asylbewerber auf andere Häuser im Kreis zu verteilen, bestand für das städtische Gebäude in Schorndorf kein Bedarf mehr und das Mietverhältnis wurde zum August 2005 vom Landkreis gekündigt.

Im Januar 2005 erläuterte der Schorndorfer Oberbürgermeister Winfried Kübler den entsprechenden Sachverhalt in einer Presseerklärung und kündigte gleichzeitig an, dass die Stadt Schorndorf das freiwerdende Gebäude an einen Bordellbetreiber vermieten wolle.

Der künftige Mieter beabsichtigte, das Asylbewerberheim in ein mit ca. 20 Zimmern bestücktes Laufhaus umzuwandeln.  [siehe Artikel]

Dieser Mitteilung folgten erste Bürgerproteste, worauf die Abstimmung zum Bordell im Stadtrat vorerst verschoben wurde. Hauptargument der Bordellgegner war, dass die Stadt als Vermieterin eines Bordells das zwielichtige Geschäft mit der Prostitution aus rein finanziellen Gründen fördert und so gesellschaftsfähig macht.  [siehe Artikel]

OB Kübler ließ sich aber nicht davon abhalten, an den Bordellplänen weiterhin festzuhalten. Seine dabei gemachten Aussagen, dass ein Bordell nicht zu verhindern ist und er den Standort an der Stuttgarter Straße für den Besten hält, verstärkte den Widerstand in Schorndorf gegen das geplante Groß-Bordell.

Neben dem Aufruf an die Schorndorfer Bürger zum zivilen Ungehorsam durch Diakon i. R. Walter Meng, der darauf folgenden Gründung einer Bürgerinitiative [siehe Artikel] und dem klaren Bekenntnis des Schorndorfer Dekans, der die Prostitution mit den christlichen Grundwerten für nicht vereinbar bezeichnete,  [siehe Artikel]  sind weitergehend  vor allem die beiden unmittelbaren Nachbarn des in der Diskussion gestandenen Gebäudes zu nennen: Zum einen das Autohaus Schloz  [siehe Artikel] , dessen Eigentümer als großer Steuerzahler für den Fall der Realisierung der städtischen Bordellpläne die Verlegung seines Firmensitzes in eine andere Gemeinde ankündigte.  [Siehe Artikel] Und zum anderen die Diakonie Stetten als direkter Angrenzer des Grundstücks mit ihrer Klageandrohung gegenüber der Stadt, weil mit einem Bordell in der direkten Nachbarschaft das völlig falsche Umfeld entstanden wäre. Die Diakonie befürchtete, ihrer Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Behinderten nicht in der erforderlichen Art und Weise nachkommen zu können.  [siehe Artikel]

So bewirkte die anhaltend massive Gegenwehr gegenüber den städtischen Bordellplänen, dass die Abstimmung darüber im Schorndorfer Stadtrat ein weiteres Mal verschoben wurde, weil sich die aufgeschäumten Wogen, so OB Kübler, in Schorndorf erst wieder beruhigen müssten.

In der Zwischenzeit sorgten die Bordellgegner durch verschiedene Veranstaltungen und Flugblatt-Aktionen weiter für Aufmerksamkeit  [Artikel1,  Artikel 2]

Als sich dann aber herausstellte, dass der Schorndorfer OB den Plan verfolgte, die zwei kleineren und bereits bestehenden Bordelle inklusive dem geplanten Laufhaus im Ex-Asylbewerberheim in eine für die Ausübung der Prostitution erforderlichen Toleranzzone zu integrieren, wurde die Ablehnung einer drohenden Rotlicht-Meile erneut deutlich von  den verschiedensten Gruppen aus der Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. Das Regierungspräsidium Stuttgart riet der Schorndorfer Stadtverwaltung darauf hin ab, eine Sperrbezirksverordnung zu beantragen, weil dieser Verordnung zwangsläufig eine Toleranzzone hätte folgen müssen. [siehe Artikel]

Die daraufhin zum dritten Mal und auf unbestimmte Zeit verschobene Abstimmung im Stadtrat machte klar, dass sich für die Bordellpläne bei den Stadträten vorrausichtlich keine Mehrheit finden ließe. Als Alternative plädierte die Schorndorfer Bürgerinitiative „Kein Bordell für Schorndorf“ in einer Presseerklärung für ein komplettes Verbot der Prostitution in Schorndorf. [siehe Presserklärung]

Das städtische Gebäude wurde schließlich im September 2005 an eine Schorndorfer Privatperson verkauft,  [siehe Artikel] welche die Immobilie in ein seriöses Hotel umgestaltete. Im Februar 2007 wurde das „Hotel an der Rems“ eröffnet.

Damit wurde aus Schorndorf nicht Porndorf  [siehe Artikel]  und Schorndorfs Ex-OB Winfried Kübler hatte ebenfalls viel Grund zum Danken: Der Rechtsanwalt Dr.Rolf Gutmann hatte nämlich vorgeschlagen, bei Realisierung der städtischen Bordellpläne das zukünftige Laufhaus als „Kübler Begegnungsstätte“ auszuweisen.  [siehe Leserbrief]

 

Kein Bordell für Schorndorf