Newsletter vom 18. August 2005  
             
 

Der Zweck heiligt die Mittel oder Geld stinkt auch in Schorndorf nicht.


Aus Mangel an Nachfragen für eine alternative Nutzung des städtischen Gebäudes und ehemaligen Asylbewerberheim in der Stuttgarter Straße will die Stadtverwaltung an ihrem Plan festhalten, das nun leerstehende Haus an einen Bordellbetreiber zu vermieten.

Der Geschäftsführer der Städtischen Wohnbaugesellschaft (SWS), Roland Schmidt, erläuterte in dem Lagebericht der SWS, daß es keine anderweitigen Nachfragen zur Nutzung des Gebäudes gibt, für das laut Schmidt monatliche Kosten zwischen 10 000-15 000 Euro zu zahlen sind. Da dieses Geld der Stadtkasse fehlt, solange kein akzeptabler Nachmieter gefunden wird, ist einerseits der Wille von OB Kübler verständlich, aus einer finanziellen Fürsorgepflicht der Stadt gegenüber dieses Problem so schnell wie möglich zu beseitigen.

Andererseits hat er aber gerade als Oberbürgermeister und CDU-Mitglied eine besondere Vorbildfunktion und Verantwortung, nicht nur finanzielle Aspekte und Kriterien für eine ganzheitliche Beurteilung zur weiteren Nutzung des ehemaligen Asylbewerberheims heranzuziehen.
Seine diesbezüglich gemachte Äußerung, es den am Rande stehenden Prostituierten durch ein öffentliches Bordell leichter zu machen und die Prostitution damit besser kontrollieren zu können, wirft Fragen auf.

Wie soll diese Kontrolle praktisch aussehen? Seit dem Erfahrungsbericht des Ex-Zuhälters Peter Töpfer in der Künkelinhalle weiß man, wie „interne“ Bordell-Probleme gelöst werden: Mit Sicherheit nicht vor der Polizei. Und die Absicht der Stadtverwaltung, als Vermieter eines Bordells aufzutreten, hat noch keine eigendynamische Wirkung, dass hinter den Kulissen alles so abläuft, wie es soll.

Die Streichung der Strafbarkeit der Förderung zur Prostitution durch den Gesetzgeber hat weniger die Prostituierten, aber um so mehr die Zuhälter aufgewertet, die jetzt als „Wirtschafter“ und „Security“ offensiv ihre neu gewonnen rechtlichen Freiräume ausnützen.
Backnang hat in der Bordellfrage auch argumentiert, mit der Ausweisung einer Toleranzzone die Prostitution besser kontrollieren zu können. Nun wurden die Backnanger mit der Tatsache konfrontiert, daß 2 ihrer aus Nigeria abstammenden Einwohner einen Frauenhandel betrieben, indem sie Afrikanerinnen mit zum Teil erschreckenden Methoden nach Deutschland lockten, ihnen in bekannter Manier die Pässe abnahmen und die Frauen schließlich an Bordelle weiterverteilten, wo sie sich jetzt unter dem Deckmantel der Legalität verkaufen müssen. (Siehe neuer Artikel bei NEWS unter allgemein)

Ein weiterer Beweis dafür, wie fließend und damit undurchsichtig die Grenzen zwischen der Prostitution und dem Frauenhandel bereits sind.
Wer die Prostitution in einer Stadt toleriert, schützt die Frauen nicht, sondern läuft Gefahr, der steigenden Zwangsprostitution die Hand zu reichen und sich so mitschuldig zu machen am Unglück vieler Menschen. Infolgedessen kann es nicht akzeptabel sein, daß Frauen in der Prostitution dafür herhalten müssen, die wie auch immer gelagerten Finanzprobleme einer Stadt zu lösen.

Wie weit soll das noch gehen? Im badischen Weinheim mit der Größenordnung wie Schorndorf will ein Bordellbetreiber 13 Millionen Euro für einen Eros-Tempel investieren. Es sieht ganz danach aus, wie wenn jetzt ein immer engmaschigeres, flächendeckendes Netz für ein Angebot an käuflichem Sex geschaffen werden soll und nach den gängigen Gesetzen des Marktes auch mit einer entsprechenden Strategie begleitet wird, um den notwendigen Bedarf zu wecken. So bereitet die Gier nach Geld dem zwielichtigen Geschäft der Prostitution auf Kosten der Frauen immer mehr den Boden.

 

 

             
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